Die Haselünner Bürger hatten zur Mitte den 19. Jahrhunderts den Wunsch, Ordenslehrerinnen an die Mädchenvolksschule zu holen. Nach langen Verhandlungen mit den Behörden des Königreichs Hannover und dem Bischof von Osnabrück gelang es dem Rat der Stadt, in Haselünne wieder eine Klosterschule einrichten zu können. Der Ursulinenorden kümmerte sich landesweit besonders um den Unterricht der Mädchen in den Elementarklassen. Deshalb wünschten die Haselünner, dass in den Elementarklassen Ursulineschwestern die Mädchen unterrichteten.
Am 29. Juni 1854 zogen Ursulinen aus Dorsten auf Bitten der Haselünner Bevölkerung in das Klarissenkloster ein. Nach einigen Um- und Neubauten der Klosteranlage richteten die Ursulinen Mädchen-Elementarklassen ein und ergänzten diese durch eine für 14 bis 16 jährige Mädchen höhere Töchterschule mit Pensionat.
Das Bild zeigt die Schwestern im Klostergarten.
Fundstelle: Bibliothek des Ursulinenklosters Haselünne, Paulusweg 43
Die Töchterschule war die einzige katholische im Raum von Emden bis Rheine.
Während des Kulturkampfes wurde die Mädchenvolksschule im Jahre 1873 geschlossen, das Kloster und die Töchterschule 1875. Die Schwestern gingen in Exil nach Nymwegen. Schnell erwarben sie die vorgeschriebenen holländischen Examina und setzten dort ihre erfolgreiche Lehrtätigkeit fort.
Nach dem Ende des Kulturkampfes 1880 wurden die meisten Ordensschulen wieder zugelassen.
Am 8. November 1888 konnten die Schwestern auf Wunsch der Haselünner Bürger nach Haselünne zurückkehren. Sie nahmen die Lehrtätigkeit nach umfangreichen Renovierungsarbeiten, die durch großzügige Spenden finanziert wurden alsbald wieder auf.

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 Prospekt aus den 1890er Jahren Fundstelle: Bibliothek des Ursulinenklosters Haselünne, Paulusweg 43
Bild links: Inserat aus dem Jahre 1859 Fundstelle: Kreisgymnasium St. Ursula, 2004, Festschrift zum 150-jährigen Bestehen, Seite 9 |
Die Ursulinen hatten das Ziel, die jungen Frauen zu selbstbewussten und eigenstängig denkenden Frauen zu erziehen. Viele bedeutende Frauen waren vorher Schülerinnen der Ursulinen gewesen.
Dagegen stand die offizelle Mädchenbildung zur Mitte des 19. Jahrhunderts:
“Alle Bildung zu gelehrten Damen muss vermieden werden, .... denn die sogenannten gelehrten Frauen taugen als Gelehrte und als Frauen nicht, und sind gewöhnlich für ihre eigentliche Bestimmung verdorben.“
Zerrenner: (1827) Grundsätze der Schul- Erziehung, der Schulkunde und Unterrichtswissenschaft